Die erste Woche

Jetzt ist der Weg frei für das Projekt. Drei anstrengende Job-Wochen liegen hinter mir. Ich weiß, ich sollte Kontakt zu verschiedenen Menschen aufnehmen und mit ihnen über mein Anliegen sprechen. Ich bekomme Angst. Was habe ich mir da vorgenommen. Einerseits ist mein Vorhaben nur zu logisch: wenn an anderen Orten von Inklusion geredet und gehandelt wird, dann auch im Sport. Hier ist offensichtlich, dass eine komplette Gleichbehandlung „ungerecht“ wäre, deshalb haben sich behinderte Menschen ihre eigenen Orte geschaffen – aber inklusiv ist das nicht. Dauerhaft die Wettkampforte voneinander zu trennen erscheint mit grundlegend falsch.

Paralympics als Ort für Gutmenschenzuschauer und andere Außergewöhnliche, die sich interessieren – der olympische Sport für den gesellschaftlichen Mainstream. Der irre lange Vorlauf für die Spiele erstickt jegliches Reagieren auf gesellschaftliche Veränderungen. Um so wichtiger erscheint es mir, dass wenigstens einer diese Neuorientierung angeht – oder gibt es „mich“ ohnehin schon? Gab es schon organisierte Gedanken in diese Richtung? Das sollte ich Behinderten(Sport)verbände fragen.

Paradoxerweise wirbt die Bewerbungsgesellschaft in einem Video bereits mit einem inklusiven Bild, Rolli-Sportlerin jubelt neben Sportler. Sie müssen also dieselben Spiele besucht haben. Oder hat die eine sich nochmal extra ihre Sportklamotten angezogen um ihrem rollifahrenden Freund bei der Gratulation visuell näher zu sein? Ist dieses Bild nur ein Wahnbild? Ich sah es bei einer Präsentation im Unileverhaus, der ich durch Zufall beiwohnte. Jetzt ist es im Netz nicht zu finden.

Ich muss im Grunde mit dem NOK und dem IOC (und ihren Para-Pendants) Kontakt aufnehmen, riesige Organisationen, mit Machtinteressen, die mich gleich klein fühlen lassen. Institutionelle Schrumpfung. Sind sie bereit mit einer Ein-Mann-Organisation zu reden, vielleicht sogar zu arbeiten, sich auseinanderzusetzen – die noch dazu außer dem „gesunden“ Menschenverstand und einem guten Herzen wenig zu bieten hat. Komme mir klein, verwundbar und kraftlos vor. Nutze Erkältung und Hexenschuss als gesellschaftlich anerkannte Entschuldigungen und prokrastiniere durch Webdesign und Familienleben.

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